
Mythos: Protein ist schlecht für die Nieren – Was die neuesten Forschungsergebnisse wirklich zeigen
Es gibt viele Mythen rund um Ernährung und Gesundheit, und einer der hartnäckigsten ist der Glaube, dass eine proteinreiche Ernährung die Nieren schädigen könne. Die Argumentation dahinter ist oft wie folgt:Protein = Aminosäuren = Ammoniak = Stress für die Nieren.
Diese Vorstellung war über viele Jahre hinweg weit verbreitet und wurde von vielen Experten als unumstrittene Wahrheit angesehen. Doch neue wissenschaftliche Studien werfen nun einen ganz anderen Blick auf das Thema und widerlegen diesen Mythos.
Neue Erkenntnisse aus der Forschung
Eine kürzlich veröffentlichte Meta-Analyse, die die Daten von mehr als 150.000 Teilnehmern über einen Zeitraum von 6 bis 23 Jahren auswertete, hat erstaunliche Ergebnisse geliefert: Eine höhere Proteinzufuhr war mit einem um 16% verringerten Risiko für Nierenerkrankungen verbunden. [1]
Das bedeutet, dass eine moderate bis hohe Proteinzufuhr das Risiko für Nierenschäden eher senkt als erhöht.
Unterschiede zwischen tierischem und pflanzlichem Protein
Interessanterweise gab es auch Unterschiede zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinquellen:
Eine höhere Aufnahme von tierischem Protein verringerte das Risiko für Nierenerkrankungen um 14%.
Eine höhere Zufuhr von pflanzlichem Protein war sogar mit einer 20%igen Risikosenkung verbunden.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass nicht nur die Menge des Proteins entscheidend ist, sondern auch die Art der Proteinquelle eine Rolle spielen könnte.
Was bedeutet "hohe Proteinaufnahme"?
Es ist wichtig zu betonen, dass in den meisten Studien eine „hohe“ Proteinzufuhr als mehr als 16% der Gesamtenergiezufuhr oder mehr als 1,3g Protein pro Kilogramm Körpergewicht definiert wurde. Dies entspricht etwa der Menge, die für eine ausgewogene, sportliche Ernährung empfohlen wird. Extrem hohe Proteinmengen, wie etwa 3g pro Kilogramm Körpergewicht, wurden in dieser Analyse nicht untersucht.
Könnte eine extrem hohe Proteinaufnahme schädlich sein?
Es gibt noch nicht genügend Langzeitstudien, um mit Sicherheit sagen zu können, ob sehr hohe Proteinmengen – wie sie in manchen Bodybuilding-Diäten zu finden sind – langfristig schädlich sind. Die aktuellen Daten unterstützen jedoch nicht die weit verbreitete Annahme, dass eine moderate bis hohe Proteinzufuhr gesunden Nieren schadet.
Fazit
Die Vorstellung, dass eine hohe Proteinzufuhr zu Nierenschäden führen kann, ist durch die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht haltbar. Im Gegenteil: Eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung kann sogar dazu beitragen, das Risiko für Nierenerkrankungen zu verringern. Die Art des Proteins scheint dabei eine Rolle zu spielen, wobei pflanzliches Protein möglicherweise einen zusätzlichen Vorteil bietet.
Es ist jedoch immer ratsam, sich individuell beraten zu lassen, vor allem wenn bereits bestehende Nierenprobleme vorliegen. Aber für gesunde Menschen ist der Mythos, dass Protein die Nieren schädigt, längst widerlegt.
Devries MC, Sithamparapillai A, Brimble KS, Banfield L, Morton RW, Phillips SM. Changes in Kidney Function Do Not Differ between Healthy Adults Consuming Higher- Compared with Lower- or Normal-Protein Diets: A Systematic Review
and Meta-Analysis. J Nutr. 2018 Nov 1; 148(11): 1760-1775. doi: 10.1093/jn/nxy197.
PMID: 30383278; PMCID: PMC6236074.
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